1 Einleitung

Die Art und Weise wie Zahlungen abgewickelt werden befindet sich weltweit im Wandel. Die Abnahme des Bargeldverkehrs und das Aufkommen von neuartigen Zahlungsmethoden wie z.B. Twint haben in den letzten Jahren die Diskussionen zur Notwendigkeit eines unbaren Äquivalents zu Bargeld angefacht. So wird in Schweden seit 2017 am Thema Reserven Für Alle geforscht und China hat im Jahr 2021 ein e-Yuan Pilotprojekt mit 260’000’000 Beteiligten (vgl. Zgraggen (2022)) durchgeführt.

Der vorliegende Text ist in mehrere Teile gegliedert:

  • Im Kapitel 2 wird ausgeführt was die Geldform Reserven Für Alle eigentlich ist und wie sie sich von anderen Geldformen wie Bankenbuchgeld unterscheidet.

  • Im Kapitel 3 werden die verschiednen Ausgestaltungsmerkmale vorgestellt und analysiert.

  • Kapitel 5 ordnet den im Jahr 2019 erschienen Bundesratsbericht zum Thema Reserven Für Alle ein.

Dieses unbare Zentralbankgeld Reserven Für Alle (RFA), welches wie Bargeld für das breite Publikum (Unternehmen und Privatpersonen) verfügbares Zentralbankgeld darstellt, wäre eine Erweiterung des Angebots, da Unternehmen sowie Privatpersonen Zentralbankgeld momentan ausschliesslich bar halten können und somit immer dem damit einhergehenden Kreditrisiko ausgesetzt sind.

Die drei notwendigen Attribute um die verschiedenen Geldformen zu definieren.

Figure 1.1: Die drei notwendigen Attribute um die verschiedenen Geldformen zu definieren.

Beim Thema RFA geht es in erster Linie um die Geldform. Es geht also darum, in welcher Ausprägung Geld in einem Wirtschaftssystem existiert. Heutzutage existieren verschiedene Geldformen in der Schweiz: Münzen, Banknoten, Bankenbuchgeld (Giralgeld) und Reserven (unbares Zentralbankgeld für ein Subset der Wirtschaftssubjekte).

Es gibt also eine Angebotslücke im heutigen Geldsystem: unbares Zentralbankgeld für alle Wirtschaftssubjekte, oder kurz Reserven Für Alle. Eine Systemerweiterung mit RFA würde diese Angebotslücke schliessen und somit das heutige Geldsystem vervollständigen.

1.1 Begriffsdefinitionen

Hier erfolgen die wesentlichen Definitionen in aller Kürze.

  • Reserven Für Alle: Unbares Zentralbankgeld, welches universell verfügbar ist. Synonyme: Central Bank Digital Currency (CBDC), retail CBDC (in Abgrenzung zu wholesale CBDC), e-Franken und “Deposited Currency”. Siehe Kapitel 2.3 und Folgende für eine ausführliche Abgrenzung der Begrifflichkeiten und wieso Reserven Für Alle der präziseste Terminus ist. Er geht zurück auf Niepelt (2018).

  • Reserven: Reserven (ohne Zusatz “Für Alle”) sind unbares Zentralbankgeld, welches im heutigen Geldsystem von Finanzinstituten gehalten werden kann. Synonym: Zentralbankbuchgeld.

  • Bankenbuchgeld: Geld auf einem Bankkonto. Auch Bankguthaben oder Giralgeld genannt. In diesem Text wird der Begriff Bankenbuchgeld verwendet - analog zum Bundesratsbericht “Digitales Zentralbankgeld” (Bericht des Bundesrates 2019).

  • Bargeld: Münzen oder Banknoten. Banknoten werden in der Schweiz von der SNB emittiert. Bedarf eine Bank Banknoten (z.B. für ihre Geldautomaten), kann dieses von der SNB gegen Bezahlung von Reserven getauscht werden. Münzen werden in der Schweiz von der Eidgenössischen Münzstätte Swissmint geprägt und an die SNB verkauft, welche sie wiederum an die Banken weitergibt.

References

Bericht des Bundesrates. 2019. Digitales Zentralbankgeld - Bericht des Bundesrates in Erfüllung des Postulats 18.3159, Wermuth, vom 14.03.2018,” December, 43.
Niepelt, Dirk. 2018. “Reserves for All? Central Bank Digital Currency, Deposits, and Their (Non)-Equivalence.” SSRN Electronic Journal. https://doi.org/10.2139/ssrn.3254206.
Zgraggen, Jacob. 2022. “High Noon Für E-Yuan Und US-Dollar?” Journal 21, February.